Am letzten Tag des Jahres 2021 hat die EU-Kommission die Taxonomie-Bombe platzen lassen. Eine Taxonomie ist ja eigentlich etwas ganz harmloses: eine Klassifizierung oder Systematik, mit der Begriffe geordnet werden.
In diesem Fall geht es um die Frage, welche Energiequellen für die Zukunft in der EU als nachhaltig gelten. Damit und mit einem entsprechenden Zertifikat sollen Investitionen zukünftig ausgezeichnet werden, um Finanzströme in die erwünschten Kanäle zu lenken.
Aber was viele Menschen schon lange befürchtet hatten, wurde Realität: Unter dem Druck der französischen und der deutschen Regierung kriegten die Energiequellen Atom und Gas den „Nachhaltigkeitsorden“. Deutschland wollte unbedingt Gas als „Übergangstechnologie“ für nachhaltig erklären, damit der jahrelange Bau der Gas-Pipeline „Nord Stream 2“ sich irgendwie lohnt. Und Frankreich fällt angesichts von 70% Atomstromanteil keine andere Möglichkeit ein als neue Atomkraftwerke zu bauen und die alten Atomkraftwerke für 100 Milliarden Euro zu renovieren, damit sie 15 Jahre länger durchhalten.
Frankreichs Präsident Macron hat bemerkenswert offen gesagt, warum er die Atomkraftwerke für so wichtig hält: „Ohne zivile Atomkraft keine militärische Atomkraft, ohne militärische Atomkraft keine zivile Atomkraft.“ Und er erklärt kurzerhand die erneuerbaren Energien Wind und Sonne zu Übergangstechnologien bis Frankreich vollständig atomar versorgt werden kann. Ein avanciertes Ziel wenn man bedenkt, dass Frankreich – trotz 65-70% Atomstromanteil – bei der gesamten Energieversorgung nur zu 17% von Atomkraftwerken versorgt wird.
Die schlimmste Folge des Taxonomie-Betrugs ist wohl, dass in Zukunft auch EU-Subventionen in die Bereiche Atom und Gas fließen werden. Langsam wird deutlich, warum Kommissionspräsidentin von der Leyen ihr Energieprogramm einen Green Deal nennt. So wird jedenfalls der Klimaschutz nur langsam in Gang kommen.